Subscription-Wertschöpfungsnetzwerke zur Steigerung der Wandlungsfähigkeit von Unternehmen (Sunrise_)

Motivation
Infolge immer dynamischerer Kundenbedürfnisse wird die Wandlungsfähigkeit zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Anbieter im Maschinen- und Anlagenbau. Der wachsende Bedarf an flexiblen und optimierten Fertigungslösungen steht zunehmend im Kontrast zum Verkauf von investitionsintensiven Produktionsmitteln. Anbieter müssen sich stattdessen vom Hardwarelieferanten zum Lösungsanbieter entwickeln. In diesem Zusammenhang bieten Nutzungs-Abonnements, d. h. sogenannte Subscription Models, ein besonders hohes Potenzial, da sie ohne physischen Erwerb den Zugriff auf Nutzungsdaten und die kontinuierliche Anpassung an Kundenbedürfnisse ermöglichen. Kunden profitieren zusätzlich von einem flexiblen Bezug der Leistung und geringerer Kapitalbindung. Dadurch erhöht sich die Wandlungsfähigkeit sowohl von Anbietern als auch Kunden.

Ziel
An dieser Stelle setzt das Forschungsprojekt Sunrise an, dessen übergeordnetes Ziel die Befähigung von Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus zur Etablierung von Subscription Models ist. Dabei findet eine ganzheitliche Betrachtung der Abhängigkeiten innerhalb des Wertschöpfungsnetzwerks statt, das neben Anbietern und Kunden auch Lieferanten sowie Enabler des Geschäftsmodells wie Finanzintermediäre und Internet-of-Things-Dienstleister umfasst. Es wird ein softwarebasierter Methodenleitfaden („Sunrise-Navigator“) für die Einführung von Subscription Models in großen sowie kleinen Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus entwickelt, von der strategischen Ausrichtung über technische Rahmenbedingungen bis hin zu organisatorischen Auswirkungen und der Steuerung im Wertschöpfungsnetzwerk.

Vorgehensweise
Im Forschungsprojekt werden wandlungsfähige Wertschöpfungsnetzwerke unter Berücksichtigung technischer (Hardware, Software, durchgängige Datenverfügbarkeit) sowie betriebswirtschaftlicher (Strategie, Steuerung, Wirtschaftlichkeit) Fragestellungen pilotartig umgesetzt. Durch die Implementierung konkreter Fälle bei mehreren Anwendungspartnern wird eine hohe Bandbreite unterschiedlicher Anforderungen seitens Anbieter, Kunden und Intermediären abgedeckt. Aus den Ergebnissen entsteht ein Methodenleitfaden zum individuellen Aufbau von Subscription Models.

Im Zentrum des Forschungsprojekts stehen vier praxisnahe Use Cases aus unterschiedlichen Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus, darunter etwa Zerspanung, Elektrolyse, Rolle-zu-Rolle-Prozesse und Frästechnologien. Diese Anwendungsfälle unterscheiden sich sowohl in ihren Leistungsprozessen als auch im erforderlichen technologischen Reifegrad. Die Entwicklung der Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsnetzwerke erfolgt auf wissenschaftlicher Grundlage und wird durch die technische Umsetzung in den Use Cases validiert. Ergänzend tragen spezialisierte Partner mit Kompetenzen in Bereichen wie Versicherungs- und Risikomanagement, Datenanalyse, Zahlungsabwicklung sowie Kundenanforderungsmanagement zur inhaltlichen und methodischen Vollständigkeit des Projektkonsortiums bei.

Ergebnisse und Anwendungspotenzial
Im Rahmen einer Marktanalyse wurden, mit Schwerpunkt auf den Maschinen- und Anlagenbau, verfügbare Subscription Models in der produzierenden Industrie systematisch erfasst und ausgewertet. Besonderes Augenmerk lag auf den verwendeten Abrechnungsgrößen (Pay-per-X) sowie auf den jeweiligen Leistungsspektren, beispielsweise ergänzende Dienstleistungen, Versicherungsleistungen oder -konzepte. Auf dieser Basis wurde ein morphologischer Kasten entwickelt, der Unternehmen bei der Auswahl passender Leistungskataloge für Subscription Models unterstützt.
Im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsbewertung wurden die Kosten- und Nutzenpotenziale von Subscription Models aus der Sicht von Anbietern und Kunden, aber auch aus der Perspektive weiterer Stakeholder im Wertschöpfungsnetzwerk betrachtet. Dazu zählten insbesondere Lieferanten, Finanzierungspartner, Versicherer und Internet-of-Things-Dienstleister.

Abhängig von unternehmens- und produktspezifischen Größen wurden die Chancen und Risiken unterschiedlicher Ausprägungen von Subscription Models analysiert, um anwendungsfallspezifische Empfehlungen abzuleiten. Dazu gehörten unter anderem die Auswahl von Pay-per-X, entsprechender Leistungskataloge und der notwendigen Partner im Wertschöpfungsnetzwerk.
Die Analyse technischer Anforderungen in den Use Cases umfasste den notwendigen technischen Informationsbedarf sowie die hard- und softwareseitige Nachrüstung der Demonstratorobjekte. Erarbeitet wurde eine Übersicht über die jeweils erforderlichen technischen Informationen, einschließlich der dafür notwendigen Hard- und Software sowie der passenden Kommunikationsinfrastruktur für die jeweilige Pay-per-X-Ausprägung. Ergänzend wurde eine Übersicht der erforderlichen Schnittstellen und technischen Anforderungen erstellt, basierend auf dem angestrebten Wertschöpfungsnetzwerk und der spezifischen Pay-per-X-Variante.

Die Ergebnisse fließen in ein anwendungsorientiertes Tool, den Sunrise-Navigator, ein. Dieses Tool unterstützt Unternehmen der produzierenden Industrie dabei, ihr Subscription Model Schritt für Schritt zu konfigurieren – von der Festlegung der zentralen Abrechnungsgröße einschließlich einmaliger und wiederkehrender Bestandteile, über die Definition physischer und digitaler Leistungsbausteine sowie geeigneter Absicherungslösungen wie Versicherungen, bis hin zur Vertragsgestaltung mit Aspekten wie Laufzeiten, Kündigungsmöglichkeiten und der Rücknahme des Equipments. Anschließend wird die erstellte Konfiguration in den Kategorien Kundennutzen, Risiken, technische Anforderungen (insbesondere notwendige Daten und Sensorik), Leistungsbedarfe (einschließlich relevanter Wertschöpfungspartner) sowie Kostenbestandteile bewertet. Darauf aufbauend liefert das Tool Handlungsempfehlungen zur Optimierung.

Die Projektergebnisse bieten Anbietern eine Grundlage für den nachhaltigen Aufbau von Subscription Models und ermöglichen Intermediären wie IoT- und Finanzdienstleistern die Entwicklung neuer datenbasierter Dienstleistungen. Der Sunrise-Navigator gewährleistet eine unternehmensunabhängige, branchenübergreifende und flexible Übertragbarkeit der Ergebnisse. Auf gesellschaftlich-wirtschaftlicher Ebene eröffnen sich Nutzenpotenziale insbesondere durch eine bedarfsgerechte Gestaltung von Angebot und Nachfrage in der produzierenden Industrie.

• Cytec Zylindertechnik GmbH
• Funk Consulting GmbH
• Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH
• IPRI - International Performance Research Institute gGmbH
• MT Analytics GmbH
• NEAX GmbH
• polyscale GmbH & Co. KG
• Reiser Aktiengesellschaft Maschinenbau
• RWTH Aachen
• UMT United Mobility Technology AG