Menschen in der Wertschöpfung

Mit jeder industriellen Revolution entstanden neue Formen der Arbeit. Für die so entstandenen Tätigkeiten brauchten die Menschen neue Fähigkeiten und Kompetenzen. Im Zeitalter von Industrie 4.0 entstehen durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz Tätigkeiten, bei denen Menschen und Maschinen zu „Kollegen“ werden.

© Markus Breig (KIT/CroM) für BMBF/TU Braunschweig/NFF

Jeder technologische Durchbruch hat nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes geprägt. Und mit jeder industriellen Revolution entstanden neue Formen der Arbeit. Die Umbrüche gingen häufig von wenigen Menschen und ihren Ideen aus, veränderten aber die Arbeit von Millionen von Menschen und das Zusammenleben.
Für die so entstandenen Tätigkeiten brauchten die Menschen neue Fähigkeiten und Kompetenzen. Gleichzeitig führte keine industrielle Revolution dazu, dass die früheren Formen der Arbeit vollständig verdrängt wurden. Landwirtschaft, Handwerk, industrielle und kaufmännische Facharbeit, IT-Arbeit etc. bestehen nebeneinander. Die Anteile an der Gesamtbeschäftigung haben sich allerdings ständig verschoben – und verschieben sich weiterhin.
Auch in der vierten industriellen Revolution zeigt sich dieses Bild. Im Zeitalter von Industrie 4.0 entstehen durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz Tätigkeiten, bei denen Menschen und Maschinen zu „Kollegen“ werden, die zusammenarbeiten. Algorithmen beispielsweise erledigen die Aufgabe, Kundenwünsche aus fast endlosen Datenmengen herauszulesen.
Menschen können viele Aufgaben nicht mit derselben Geschwindigkeit und Genauigkeit erbringen, wie es den Maschinen möglich ist. Mehr als je zuvor sind deshalb Kreativität und Intuition für die Menschen reserviert. Damit geht einher, dass sich echte Kollaboration zwischen Menschen und Maschinen entwickelt. Aus der Zusammenarbeit beider Fähigkeiten – Datenanalyse und Kreativität – entstehen neue Angebote, Geschäftsmodelle und Verfahren.
Wo sich die Aufgabenteilung zwischen Mensch und Maschine verändert, wandeln sich zwangsläufig Arbeitsprozesse, Arbeitsorganisation und in der Folge die Berufe. Der Arbeitsforschung und -gestaltung stellen sich dadurch alte Fragen wieder neu – und neue Fragen kommen hinzu.
Führungskräfte in Personal- und Kompetenzentwicklung sind aufgerufen, Konzepte zu entwickeln, damit Menschen arbeits- und beschäftigungsfähig bleiben. Lernen im Prozess der Arbeit ist nicht neu, aber als Teil mobiler Arbeit bisher nur selten erprobt und in dieser Variante kaum erforscht. Dasselbe gilt für Fragen nach dem Interesse der Beschäftigten, die Kontrolle über die Trennung von beruflichen und privaten Lebensbereichen zu behalten.
Es wäre ein Trugschluss anzunehmen, die Menschen seien in diesen Prozessen ausschließlich die Getriebenen. Im Gegenteil: Sie stoßen die Prozesse mit ihren Fähigkeiten an – als Kundinnen und Kunden, als Innovatoren, als Arbeitskräfte. Die Kompetenzen der Menschen sind zugleich Ausgangspunkt und Folge neuer Wertschöpfungssysteme.
In den Unternehmen verbinden sich Kompetenzen und Einstellungen der Individuen mit den Leitsätzen der Organisation zu Führungs- und Unternehmenskulturen. Sie umfassen auch Verhaltensnormen und Wertvorstellungen in Unternehmen. Und nicht zuletzt bereiten sie den Boden für technologische Souveränität, Prävention, Motivation und Partizipation.