KOMATRA-Fachkongress 2025: Wertebasiertes Wirtschaften

Am 30. Oktober 2025 versammelten sich zahlreiche Expertinnen und Experten in Koblenz zum KOMATRA-Fachkongress, um innovative Ansätze zur Kreislaufwirtschaft zu erörtern. Unter dem Motto „Wertebasiertes Wirtschaften“ diskutierten Forschende und die Beteiligten aus den Partnerunternehmen die Verbindung von ökologischer Verantwortung und ökonomischem Erfolg. Die Themen reichten von Ecodesign-Prinzipien bis zur Rolle von Regularien und boten Einblicke in die Bedeutung der Werteorientierung in dieser wirtschaftlichen Transformation.

Das KOMATRA Konsortium
© Maxine Wildenstein

Ecodesign und Kreislaufwirtschaft: Produktgestaltung neu denken

Prof. Dr. Janis Winzer, Professor für Zirkuläre Wirtschaft und Ressourceneffizienz an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW Saar), eröffnete spannende Einblicke in die Prinzipien des Ecodesigns. Er zeigte auf, wie nachhaltige Produktgestaltung zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks beitragen kann, indem er inspirierende Beispiele vorstellte. Er rückte LED-Beleuchtung in den Mittelpunkt seines Vortrags: Dem Unternehmen BRAUN Lighting Solutions gelang es durch innovatives Design, nicht nur die Reparatur und Langlebigkeit der LEDs zu ermöglichen, sondern außerdem die Rückgewinnung von wirtschaftsstrategischen Metallen zu fördern bei gleichzeitig geringerem Energieverbrauch der Leuchtdioden.

Material Compliance: Risikomanagement und Nachhaltigkeit

Dr.-Ing. Julian Lotz, Geschäftsführer der BIOVOX GmbH, beleuchtete die Rolle strenger Regularien in der Medizintechnik. Um die Sicherheit der Gesundheit von Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, sind Unternehmen dazu verpflichtet, entsprechende Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Dieser sogenannte „Medical Grade Sicherheit“ soll um den „Medical Grade Nachhaltigkeit“ erweitert werden. Der von Dr. Lotz vorgestellte Biokunststoff „MedEco“ von BIOVOX erfüllt beide Kriterien. Der Kunststoff bietet maximale Sicherheit und besteht aus erneuerbaren Rohstoffen, die recycelt werden können und somit voll kreislauffähig sind. Mithilfe dieses Materials können bis zu 85% CO2 eingespart werden. Das Produkt ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Unternehmen trotz regulatorischer Notwendigkeiten erfolgreich kreislauffähige Produkte entwickeln können.

Kreislaufwirtschaft strategisch denken

Prof. Dr. Matthias Vette-Steinkamp vom Umwelt-Campus Birkenfeld argumentierte für eine ganzheitliche Perspektive, die die Kreislaufwirtschaft als umfassendes System versteht und weit über das Produkt selbst hinausgeht. Er stellte einen Zusammenhang zwischen der Höhe des Dienstleistungsgrades und langer Produktlebensdauer, intensiver Nutzung sowie Wiederverwendung von Teilen heraus. Als Beispiel präsentierte er das BlueLavage® Spülsystem, welches in der Orthopädie und Unfallchirurgie Anwendung findet. Bei dem Spülsystem wird auf Batterien und auf Metallteile im Handstück verzichtet und stattdessen auf eine wiederverwendbare Antriebseinheit gesetzt, die sogenannte „DriveUnit“. Durch dieses Produkt können Tonnen an Sondermüll vermieden werden.

Zukunftsfähige Medizinprodukte aus Kunststoff

Lisanne Klink und Erika Unjaev von Röchling Medical stellten ein Best-Practice-Beispiel aus der Medizintechnik-Branche vor und verdeutlichten, dass eine erfolgreiche Umsetzung von Kreislaufstrategien Kooperationen über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg erfordern. Der von ihnen entwickelte klingenlose Einweg-Trokar aus Kunststoff ist ein Instrument für minimalinvasive Eingriffe. Es ist mit gezieltem Materialeinsatz und der Prämisse einer Reduktion der Komponentenanzahl und des Gewichts entwickelt worden. Zudem wurde die Montage-Prozessschritte durch eine Schnappverbindung vereinfacht, die auch eine Demontierung erlaubt. Darüber hinaus sind die eingesetzten Materialien reycylingfreundlich, da sie die Trennung nach Materialien zulassen.

Die Rolle von Werten in der Kreislaufwirtschaft

Prof. Dr. Matthias Rohs von der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau betonte die Bedeutung von Werten und deren Einfluss auf nachhaltiges Handeln in Unternehmen. Die Kreislaufwirtschaft gehe über technische Innovationen und politische Regularien hinaus, nachhaltiges Verhalten werde maßgeblich über den Menschen und seine Werteorientierung beeinflusst. Unternehmen sollten daher diesen Einfluss von Werten auf die Umsetzung von Kreislaufwirtschaft mitdenken.

Keynote: Werteorientierte Unternehmensführung

Filipe Silveira Homem von Tana-Chemie GmbH, der Professional-Sparte der Werner & Mertz GmbH, ergänzte dies um den praktischen Aspekt der werteorientierten Unternehmensführung. Sie sei der Schlüssel für eine erfolgreiche Realisierung von Kreislaufwirtschaft, was er eindrücklich anhand der Marke „Frosch“ für ökologische Reinigung aufzeigte. Werner & Mertz haben die Werte „Nachhaltigkeit“ und „Zirkularität“ als Entwicklungsleitlinie aller Produkte und auch Handlungen in der Unternehmenskultur etabliert. Dass Kreislaufwirtschaft, gelebte Werte und ökonomischer Erfolg Hand in Hand gehen können, zeigte eine Zahl: Dieses Jahr brachte das Unternehmen die Milliardste Flasche aus 100% recyceltem PET in den Umlauf.

Von der Theorie in die Praxis

Die abschließende Werksbesichtigung bei TOMRA Sorting GmbH demonstrierte, wie Wertstoffe optimal wiederverwertet werden können. Zum Einsatz kommen Metall- und Abfall-Sortierlösungen, die sensorgestützt und softwaregesteuert arbeiten.

Zukunftsfähige Strategien

Der KOMATRA Fachkongress 2025 leistete mit seinen vielfältigen Perspektiven und insbesondere durch die praxisnahen Beispiele einen wertvollen Beitrag zur Diskussion um zukunftsfähige Kreislaufstrategien. Er zeigte, wie wirtschaftlicher Erfolg im Einklang mit Werten und Nachhaltigkeit gelingen kann.

Zu den Forschungsergebnissen und Angeboten der Kompetenzzentren der Arbeitsforschung können Sie sich über die unten angegebenen Links informieren.