OHLF-Dialog: Gemeinsam forschen, gemeinsam verändern – im Zeichen der Circular Economy

Die Open Hybrid LabFactory, der Forschungscampus für nachhaltigen Leichtbau & Circular Economy, veranstaltete am 15. Mai 2025 den hybriden OHLF-Dialog. Vor Ort in Wolfsburg und live auf YouTube kamen Expertinnen und Experten aus Industrie und Wissenschaft zusammen, um über Innovationen, nachhaltige Technologien und kreislauffähige Wertschöpfung zu diskutieren. Die Veranstaltung bot spannende Einblicke in abgeschlossene sowie neue Projekte, die durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert werden.

 

Erfolg durch Forschung

Der Forschungscampus Open Hybrid LabFactory (OHLF) zielt mit den Themen Leichtbau und Circular Economy auf einen zukunftsorientierten und nachhaltigen Automobilbau. Die präsentierten Forschungsansätze zeigten, wie groß das Potenzial für nachhaltige Mobilität ist.

 

OHLF-Dialog
© Open Hybrid LabFactory e. V.

Am Vormittag standen die Abschlusspräsentationen der Projekte der 2. Förderphase (2019–2024) im Mittelpunkt:

Die drei Projekte widmen sich der Herausforderung, hybride Bauteile ganzheitlich zu denken – von der Werkstoffauswahl über Produktion und Nutzung bis hin zur Wiederverwertung. Die Projektteams zeigten eindrucksvoll, dass technologische Innovation und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.

 

OHLF-Dialog
© Open Hybrid LabFactory e. V.

HyFiVe: Großserienfähige Variantenfertigung von Kunststoff-Metall-Hybridbauteilen

HyFiVe zeigt eindrucksvoll, wie innovative Hybridtechnologien den Sprung von der Forschung in die industrielle Serienfertigung schaffen – nachhaltig, wirtschaftlich und praxisnah.

Vier Forschungseinrichtungen arbeiteten gemeinsam mit acht Industriepartnern an einer großserienfähigen Lösung zur Fertigung von Kunststoff-Metall-Hybridbauteilen.

Die Technologie wurde gezielt auf industrielle Anforderungen ausgerichtet. Erste Anwendungen sind bereits in der Umsetzung, ein Werkzeugbauer aus Siegen ist aktiv beteiligt. Auch ein international tätiger Materialhersteller hat sich aufgrund der Projektergebnisse mit dem Konsortium in Verbindung gesetzt.

Im Anschluss an den Vortrag wurde unter anderem die Reparaturfähigkeit der Hybridbauteile thematisiert. Zwar seien pauschale Aussagen schwierig, jedoch sei die Reparierbarkeit vergleichbar mit der von Aluminiumbauteilen. Die Herausforderungen im Umgang mit Kunststoff wurden offen benannt, gleichzeitig aber auch als lösbar eingeschätzt.

 

TechnoHyb: Nachhaltige Produktion am Beispiel einer Flugwindkraftanlage und Ladesäule

TechnoHyb verknüpft visionäre Energiekonzepte mit konkreten Nachhaltigkeitszielen – ein gelungenes Beispiel dafür, wie Zukunftstechnologien praxisnah und wirtschaftlich gestaltet werden können.

Das Projekt entwickelt neue Ansätze für eine nachhaltige Produktion mit Funktionsintegration.

Die Bandbreite erstreckte sich vom mobilen Schnellladesystem bis hin zur Flugwindkraftanlage zur Energieerzeugung. Dabei wurde nicht nur die technische Umsetzung, sondern auch die ökologische und ökonomische Bewertung durchdacht. Ein umfassender Abschlussbericht ist in Kürze auch digital.

Besonderes Augenmerk galt dem Recycling. Alle Bauteile wurden hinsichtlich ihrer Demontagefähigkeit, Materialtrennung und gesetzlichen Rahmenbedingungen bewertet. Ziel war es, den Materialeinsatz zu reduzieren und die Wiederverwertung zu erleichtern. Gleichzeitig wurde herausgearbeitet, dass wirtschaftliche Faktoren im Recyclingprozess oft entscheidender sind als ökologische Überlegungen – wie insbesondere bei der Batterie-Rückgewinnung deutlich wurde.

Ein weiterer Höhepunkt: Die Präsentation einer mobilen Flugwindkraftanlage, die ohne Fundament und Turm auskommt und daher im Vergleich zu einer konventionellen Anlage etwa 90 % an Material einspart. Die Technologie ergänzt klassische Windkraftanlagen durch leichte Drachen (Kite), beispielsweise an Standorten mit geringen Windgeschwindigkeiten oder mangelnder Infrastruktur. Eine innovative Lösung, die sowohl Ressourcen spart als auch flexible Standorte ermöglicht. Wirtschaftlichkeitsstudien belegen bereits das Potenzial dieser Technologie.

 

LCT: Life Cycle Technologien für hybride Strukturen

LCT bietet mit seinem systematischen Ansatz praxisrelevante Instrumente, um hybride Leichtbaustrukturen gezielt auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit auszurichten. Hybride Leichtbaustrukturen wurden entlang des gesamten Lebenszyklus analysiert und optimiert.

Das Projekt entwickelte einen praxistauglichen Leitfaden für lebenszyklusoptimierte Multimaterialbauteile. Ergänzend dazu gibt es ein webbasiertes Tool, das ökologische und ökonomische Kennzahlen kombiniert und so eine fundierte Bewertung über den gesamten Produktlebenszyklus ermöglicht.

Ein Highlight des Projekts war die Integration von Sensorik in hybride Bauteile, um reale Belastungen und Alterungsprozesse während der Nutzung zu erfassen. Diese Daten bilden die Grundlage für gezielte Lebensdauerverlängerungen und eine nachhaltigere Produktgestaltung.

 

Vielfalt, Vernetzung und Vision: Nachhaltiger Leichtbau in der Praxis

Die Projektvorstellungen machten deutlich, wie vielfältig nachhaltiger Leichtbau sein kann. Ob in Form großserientauglicher Hybridbauteile, modularer Ladeinfrastruktur oder systematischer Lebenszyklusoptimierung – alle Projekte eint ein klares Ziel: ressourcenschonende Technologien zu entwickeln, die nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich überzeugen.

Dabei wurde gezeigt, dass nachhaltiger Leichtbau nicht als Insellösung funktioniert. Entscheidend ist die enge, interdisziplinäre Verzahnung von Forschung, Industrie, Anwendung und regulatorischen Rahmenbedingungen.

Am Nachmittag folgte der Ausblick auf die neue, dritte Förderphase (2025–2030)

Anschließende Beiträge und Diskussionen brachten Perspektiven aus Forschung und Industrie zusammen.

 

OHLF-Dialog
© Open Hybrid LabFactory e. V.

Neue Mitglieder des OHLF e.V. stellten sich vor und zeigten, wie vielfältig und zukunftsorientiert die OHLF Forschungscommunity aufgestellt ist.

Positiv hervorzuheben ist das gelungene hybride Format. Online verfolgten in der ersten Tageshälfte maximal 25 Zuschauer das Programm, während rund 150 Gäste vor Ort an der OHLF-Dialog teilnahmen.