Stressprävention in Kleinst- und Kleinunternehmen

Unter dem Titel „Keine Zeit, kein Interesse, keine Priorität: Woran die Implementierung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen im Betrieb scheitert.“ wurde im April bei der Online-Abschlusskonferenz des Forschungsprojekts „Pragmatische Lösungen für die Implementation von Maßnahmen zur Stressprävention in Kleinst- und Kleinbetrieben (PragmatiKK)“ die im Projekt entstandene webbasierte Stresspräventionsplattform „System P“ vorgestellt.

Stressprävention
Wichtigkeit von Stressprävention im Betrieb
© Projekt PragmatiKK

System P: Die Serviceplattform für Stressprävention

Stress am Arbeitsplatz ist ein wichtiger Risikofaktor für psychische und physische Gesundheitsprobleme und Produktivitätsverlust. Trotz der Belege für die Wirksamkeit verschiedener arbeitsplatzbezogener Interventionen ist die Umsetzung von Stresspräventionsmaßnahmen insbesondere in Kleinst- und Kleinunternehmen (KKU) selten. Ziel des BMBF-geförderten Projekts „PragmatiKK“ war es, die Hindernisse der Implementierung von Stresspräventionsmaßnahmen in KKU zu erforschen und zu testen, ob online-Verfahren die Implementierung erleichtern.

Keine Ressourcen zur Gefährdungsbeurteilung durch psychische Belastung

In Vorstudien des Projekts wurden Gründe für eine unvollständige Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (GBP) ermittelt: In KKU besteht teils kein Interesse an der Thematik, häufig fehlen die Ressourcen für den zeitlichen Aufwand der Umsetzung der GBP, andere Aspekte im betrieblichen Alltag haben höhere Priorität, und es besteht Bedarf an niederschwelligen Angeboten und Vorgehensweisen. Stressbewältigungstrainings werden in KKU bisher, wenn überhaupt, nur in Gruppen durchgeführt. Doch eine vergleichende Vorstudie ergab, dass sowohl Live-Online Trainings in Kleingruppen als auch niederschwellige individuelle Online-Trainings mit E-Coaching gut angenommen werden und Stress reduzieren.

Webbasierte Plattform als niederschwelliges Angebot

Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse zu den Hindernissen der Stressprävention in KKU wurde die webbasierte Stresspräventionsplattform „System P“ entwickelt. „System P“ ist eine einfache, digitale und kostenlose Lösung für betriebliche Stressprävention, welche speziell für die Bedürfnisse von KKU entwickelt wurde. Vier Module decken sowohl die Verhältnis- als auch die Verhaltensprävention ab.

Der „Arbeitsplatzcheck“ (Modul 1) entspricht den Standards der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie und ermöglicht es KKU eine vollständige Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen einschließlich der Maßnahmenplanung selbstständig und ohne Fachexpertise durchzuführen.

Das Stresspräventionstraining „Fit im Stress“ (Modul 2) steht allen Nutzerinnen und Nutzern inklusive E-Coaching zur Verfügung. Es umfasst sieben aufeinanderfolgende Trainingseinheiten, die dabei helfen, gelassener mit Stress umzugehen.

Im „Stress-Lexikon“ (Modul 3) sind alle wichtigen Hintergrundinformationen zu den Themen Stress, Prävention und Gesundheitsschutz zusammengefasst.

Im „Forum“ (Modul 4) ist der direkte Erfahrungsaustausch zu „System P“ möglich sowie ein Hilfebereich mit häufig gestellten Fragen (FAQ) enthalten.

Die Ergebnisse der Implementierungsstudie zum System P verdeutlichen: Obwohl System P die Nutzerinnen und Nutzer in der Gesamtbewertung, Benutzbarkeit und Angemessenheit überzeugt, ist die Plattform hinsichtlich der Umsetzungstreue und Reichweite in der Praxis nicht erfolgreich. Das Angebot erreicht bisher vor allem Betriebe, die für die Thematik der Stressprävention bereits sensibilisiert sind und in denen ein gutes Betriebsklima herrscht. Die Nutzungsdaten von „System P“ zeigen aber auch, dass die selbstständige Durchführung von Stresspräventionsmaßnahmen meist nicht an der reinen Analyse der betrieblichen Arbeitsverhältnisse scheitert, sondern vielmehr an der konkreten Umsetzung von Maßnahmen.