Handwerk 4.0: Projekte erfolgreich abgeschlossen
Neun innovative Verbundprojekte und ein wissenschaftliches Begleitprojekt haben unter dem Dach der Fördermaßnahme „Handwerk 4.0“ in den letzten drei Jahren intensiv daran gearbeitet, digitale Technologien passgenau für das Handwerk zu entwickeln. Ende April 2025 trafen sich die Projektteams beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) zur gemeinsamen Abschlussveranstaltung „Handwerk – aus Tradition innovativ: Der Mensch im Mittelpunkt der Digitalisierung“ – ein lebendiger Schlusspunkt mit Ausblick auf die Zukunft.
Digitalisierung aus dem Handwerk – für das Handwerk
Die Projekte verband ein gemeinsames Ziel: den digitalen Wandel im Handwerk voranzutreiben – praxisnah, niederschwellig und mit klarem Nutzen für die Betriebe. Die engagierte und enge Zusammenarbeit der Praxispartner aus dem Handwerk mit den Forschungseinrichtungen war ein wesentlicher Erfolgsfaktor, denn nur wenn neue Lösungen zum betrieblichen Alltag passen, werden sie angenommen und etablieren sich.
Ralf Münchow, Referent des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt, begrüßte die Vertreterinnen und Vertreter der geförderten Projekte und zeigte sich beeindruckt davon, was in den letzten Jahren entstanden ist: vielfältige, zukunftsträchtige Lösungen und eine lebendige, engagierte Community rund um Handwerk und Forschung.
Stark in die Zukunft
Unter dem Motto „Nach innen stark in die Zukunft“ trafen sich am ersten Veranstaltungstag rund 50 Teilnehmende aus den zehn geförderten Forschungsprojekten zum Austausch.
In interaktiven Sessions – moderiert vom wissenschaftlichen Projekt HaMiZu – diskutierten die neun Verbundprojekte über Ergebnisse, Herausforderungen und zukünftige Perspektiven.
Besonders hervorgehoben wurde, dass die Beteiligung von Praxispartnern aus dem Handwerk ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Forschungsarbeit war. Ein wichtiges Fazit: Teuer ist nicht immer besser. Oft sind einfache, kostengünstige Lösungen wirksamer, gerade, weil sie unnötige Komplexität vermeiden.
Diskutiert wurden zukunftsweisende Themen wie zum Beispiel: Wie kann Azubi-Rekrutierung neu gedacht werden? Welche Rolle kann ein „fractional CIO“ (Chief Information Officer) im Handwerk spielen? Und wie schneiden Exoskelette im Vergleich zu humanoiden Robotern ab?
Um den Wissenstransfer auszubauen, wurde vorgeschlagen, die bestehenden Netzwerke des Handwerks – etwa Kammern, Fachverbände und Innungen – noch aktiver einzubinden. Zudem wurde angeregt, Schulungspläne im Handwerk gezielter darauf auszurichten, die Experimentierfreude zu fördern und das Interesse an Innovationen zu steigern.
Vielfalt der Themen – und praxisrelevante Ergebnisse
Am zweiten Veranstaltungstag präsentierten sich die Projekte unter dem Titel „Nach außen attraktiv für die Zukunft“ der Öffentlichkeit. Die rund 100 Teilnehmenden aus Handwerksbetrieben, Forschungseinrichtungen und Handwerksorganisationen wurden von Ministerialdirigent Dr. Ralf Gebel (BMFTR) und ZDH-Geschäftsführer Dirk Palige begrüßt.
Im Anschluss wurden die vielfältigen Ergebnisse der fast dreijährigen Projektarbeit präsentiert. Demonstratoren zum Ausprobieren zeigten:
- Für das SHK-Handwerk eine beschleunigte Angebotserstellung: Die Entwicklung einer Prozesskette mit durchgehender Datenhaltung von der Bildaufnahme-App zur Identifikation der Anlagenkomponenten bis zur Angebotserstellung vor Ort beim Endkunden (DiBesAnSHK).
- Eine 3D-Druck Anwenderplattform für das Lebensmittelhandwerk zur einfachen Umsetzung eigener Designideen, zum 3D-Drucken samt Schulungsplattform (3DiH).
- Eine 3D-Avatar-Simulation zur digitalen Unterstützung der Kundenberatung im Friseurhandwerk (FrisAR).
- Die kostengünstige Implementierung neuer Technologien wie AugmentedReality (AR) und KI-Chatbots zur Virtualisierung von Beratungs- und Unterstützungsleistungen im Handwerk (MINERVA).
- Die sensorische Erfassung von Tätigkeiten wie Heben und Knien und die automatische Auswertung der Körperhaltung anhand des REBA-Scores (Rapid Entire Body Assessment). Darauf basierend die Empfehlung geeigneter Exoskelett-Systeme (ReHopE).
- Den mobilen Demonstrator eines Schleif-Cobots für das Handwerk mit intuitiver User-Software und neuen Ansätzen der automatischen Bahnplanung (LEROSH).
- Eine Softwareplattform, die bisher verteilte, in verschiedenen Software-Werkzeugen vorliegende Daten automatisiert übertragen und harmonisieren kann (KINCHI).
- Nutzerfreundliche und auf die Baustellenumgebungen angepasste digitale Feedbackkomponenten zur Integration des Handwerks in die BIM-Umgebung (BIMPUT).
Eine anbieterunabhängige ditgitale Plattform, die Handwerksbetrieben ermöglicht, eigene Internet of Things (IoT)-Anwendungsfälle einzurichten (IoT4H).
Forschung, die Wirkung zeigt
Das Handwerk hat in der Fördermaßnahme „Handwerk 4.0“ gezeigt, wie viel Innovationspotenzial in ihm steckt – wenn Forschung und Praxis Hand in Hand gehen. Die Ergebnisse machen deutlich: Digitalisierung im Handwerk ist kein Selbstzweck, sondern ein Weg zu besserer Arbeit, neuen Angeboten und einem zukunftssicheren Gewerbe.